Wunsiedel – Eine Supermarkt-Mitarbeiterin hat am Dienstagmorgen in der Wunsiedler Netto-Filiale einen krabbeligen Fund in einer Bananenkiste gemacht: Zwischen den frischen, zum Verkauf bereiten Früchten befand sich eine Spinne. Da es sich bei dem Tier wohl um ein Exemplar der hochgiftigen Bananenspinne handelt, die hin und wieder den Transport von Südamerika nach Europa überlebt, verschloss die Mitarbeiterin die Kiste hurtig wieder und verständigte die Feuerwehr. „Das war das einzig Richtige“, sagt Florian Barthmann, Kreisbrandmeister und Kommandant der Wunsiedler Feuerwehr, der den Einsatz leitete. Denn ein Biss der Bananenspinne, die als aggressiv gilt, ist potenziell tödlich.
Ein spektakulärer Einsatz nahm seinen Lauf. Das Tier hatte sich in einem von zwei Kartons einer Charge Bananen im Lager des Discounters am Turnerheimweg verkrochen. Die Feuerwehr tütete den Inhalt der Kisten – ohne den Achtbeiner selbst noch einmal gesehen zu haben – in Plastiksäcke ein und begaste diese schließlich mit Kohlendioxid, um die vermeintliche Giftspinne und potenzielle Weggefährten abzutöten. Die Kunden hatten den Markt während des Einsatzes verlassen müssen, die Mitarbeiter hielten sich zu ihrer eigenen Sicherheit „weit weg“ im Eingangsbereich auf. „Wir haben auch die Verbindungstür zwischen Lager und Verkaufsraum mit Klebeband abgesichert, sodass die Spinne nicht direkt in den Markt gelangt wäre, falls sie uns entwischt wäre“, erklärt Barthmann.
Doch alles gut gegangen. Nach etwa einer Stunde konnte die Filiale gegen 8.30 Uhr wieder geöffnet werden. Und das obwohl es für die Wunsiedler Feuerwehr ein Einsatz ohne Erfahrungswerte war. „Das war nicht alltäglich und Neuland für uns“, sagt Barthmann. Vor Ort habe man improvisieren und gemeinsam beraten müssen, welche Ausrüstung benötigt wird. „Deshalb sind wir lieber mit ein paar Autos mehr angerückt, um auch wirklich alles dabei zu haben“, erklärt Barthmann. Er und seine Kollegen waren zu zwanzigst im Einsatz. Entsprechende Schutzkleidung wie etwa Anglerhosen und Imkerhüte seien vonnöten gewesen, um das Lager betreten zu können.
Auch Manfred Männl, Veterinär und Fachgruppenleiter Verbraucherschutz des Landratsamtes Wunsiedel, war vor Ort, um die Einsatzkräfte mit seiner Expertise zu unterstützen. Eigentlich sei die Behörde für einen Vorfall dieser Art nicht zuständig, erklärt Anke Rieß-Fähnrich, Medienreferentin des Wunsiedler Landratsamtes. „Aber so konnte man auf kurzem Weg helfen.“
Ob es sich nun tatsächlich um ein Exemplar der Bananenspinne handelte, muss ein Fachmann im Auftrag des Netto-Konzerns untersuchen. Die Kisten lagen am Dienstag sicher verpackt im Gefrierraum des Wunsiedler Supermarktes, bis sie ein Schädlingsbekämpfer abholte, heißt es aus der Netto-Zentrale im oberpfälzischen Maxhütte-Haidhof auf Anfrage. Das Unternehmen ließ die Obst- und Gemüseabteilung absuchen, um sicherzugehen, dass sich nicht noch weitere Spinnen zwischen den Bananen befanden. Dabei sei kein weiteres Tier gefunden worden.
Die Vermutung, dass es sich um eine Bananenspinne handelte, liegt jedoch nahe. Denn wie Kommandant Barthmann weiter berichtet, habe man der Mitarbeiterin, die den Arachniden fand, ein Internet-Bild der Bananenspinne gezeigt. Sie sah viele Übereinstimmungen zu dem Exemplar, das ihr am Morgen über den Weg gekrabbelt war.
Dass eine Giftspinne aus Südamerika, dem Ursprungsland der Bananen, mal den Weg nach Europa findet, ist nicht ungewöhnlich. Auch in Oberfranken gab es das schon – zum Beispiel im Jahr 2013 in Hof. Damals entdeckte ebenfalls eine Verkäuferin den „blinden Passagier“ im Bananenkarton, was zu einem ähnlich aufwendigen Feuerwehreinsatz wie nun in Wunsiedel geführt hatte.
Ann-Kristin Schmittgall Kontakt zum Autor
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Veröffentlicht am: 12. 11. 2019 10:04 Uhr
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